Dr. M. Razavi Rad
Direktor des Instituts für Human- und Islamwissenschaften
An dieser Stelle wird mit dem Thema „von Morgendämmerung des Glaubens bis zur Nacht des Zweifels behandelt. Dieses Thema ist eine Untersuchung bis zum äußersten Grad, deshalb ist es hier erforderlich, dass man sich Zeit lässt und gründlich darüber nachdenkt, um mittels primärer Grundlagen zur Hauptsache des Themas zu gelangen und dabei die vorhandenen Fragen insbesondere bezüglich dieses entscheidenden Themas zu bearbeiten.
Was wir bisher in den islamischen Ländern und innerhalb der islamischen Zentren und Familien hörten, sind die Glaube und die Gewissheit der Schlüssel der Glückseligkeit der Menschen im Diesseits und im Jenseits.
Dies trifft im Allgemeinen zu, indem keiner darüber eine Weile zögert. Es ist jedoch nicht richtig, dass man postuliert, dass der Zweifel eine sinnlose und nutzlose Angelegenheit darstellt. Wenn dieser Behauptung der Fall wäre, hättet ihr vornherein zum Glauben und zur Gewissheit aufgefordert. Ich fordere euch aber zur Skepsis auf. Um diese Aufforderung zu begreifen, ist es nötig, vorab einige Punkte als Einleitung erläutert zu werden.
Wie viel Prozent der Sachen auf dieser Welt, in der wir leben, ist uns offen und enthüllt? Den enthüllten Teil der Welt bezeichnen die Gelehrten als leuchtenden Teil der Welt. Nach der letzten Statistik wird ein kleinen Teil der Welt, die Gott, der Erhabene, geschaffen hat, als die leuchtende Welt (ʿālam nūranī) angesehen.
Wenn wir sagen, dass dieser kleiner Teil der Welt, nicht bedeutet, dass der Mensch sie in universaler Form erkennt, oder er eine klare Vorstellung über die Qualität, Prioritäten und die Philosophie der Existenz dieser Welt besitzt; somit sehen die Menschen bei der Meditation in dieser Welt die Planeten, über die hinaus sich jedoch Hunderte und Tausende von kleinen und großen Planeten befinden.
Dies ist die Tatsache, deren Existenz die Menschen bekennen Das Wissen des Menschen um die Existenz selbst, unabhängig von den Besonderheiten und Merkmalen des Daseins, macht diese Welt leuchtend beim Menschen; das bedeutet, dass sie davor vorhanden war. Es gibt jedoch Planeten, die hunderte Male größer als die Erde ist, in der der Mensch wohnt, und damit ist er nur eine kleine Kreatur in einer Ecke des Globus.
Der Rest der Welt ist in diesem Zusammenhang eine existente Welt, die aber nicht offen und enthüllt ist und als dunklere Seite dieser Welt angesehen wird. All dies bezweckt die Übertragung des Menschen aus dem imaginären und vermeintlichen Status und Ort zu einem wahren und tatsächlichen. Laut dieser Einleitung erhebt sich die Frage, ob ein Mensch das Recht hat, zu behaupten, dass er eine absolute Gewissheit über einen Gegenstand erlangt? Kann der Mensch erwarten, 100% Gewissheit über etwas zu erlangen?
Diese Fragen regen die Menschen zur Überlegung und zum Denken an und führen sie dazu, dass sie in einigen Maßen bescheidend werden. Das Verhältnis zwischen den Menschen und der absoluten Gewissheit determiniert die Tiefe und das Niveau des Wissens und der Unwissenheit der Menschen, wie die Temperatur. Je hoher der Anspruch des Menschen an einer absoluten Gewissheit ist, desto tiefer und breiter wird seine Unwissenheit und Unkenntnis. Immer wenn ein Mensch in seinem Verhältnis zur absoluten Gewissheit bescheiden ist, so ist er breiter und tiefer in seinem Wissen und seiner Kenntnis. Aus diesem Grund nimmt die Bescheidenheit der Wissenschaftler und Philosophen zu, immer wenn sie sich in der Wissenschaft vertiefen.
Analog betrachtet ist die Wissenschaft für den Menschen wie Bergsteigen, deshalb wenn er mit dem Lernen beginnt, denkt er, als ob er mit dem Bergsteigen von dem Fuß des Berges anfängt und natürlich von einer Seite klettert.
Möglicherweise kann der Mensch entsprechend seiner begrenzten Fähigkeiten und Möglichkeiten in der Schöpfung nicht alle Realitäten erkennen. Der Mensch bildet sich ein — nachdem er ein bisschen gelernt hat —, dass er viel weiß und über viele Kenntnisse verfügt, wie der Bergsteiger eines Berges, welcher nur die Seite des Berges sieht, die er klettert. Er bewundert sich dennoch, dass er diese Strecke aufstieg. Wenn er an den Gipfel des Berges oder an das Wesen der Wissenschaft gelangt, beachtet er nicht seine Ignoranz, wobei er von der Wissenschaft nur eine dürftige Sache weiß. Der weltberühmte Ibn Sina sagte in den letzten Tagen seines Lebens: „ich war in der letzten Zeit meines Lebens bewusst, dass ich nichts weiß“.
Sicherheit und Glaube schlechthin, durch den Moslems und Monotheisten manchmal geprüft werden, haben jeweilig eine negative Rolle im Leben vieler Menschen. In Anbetracht dessen, dass diese Leute muslimisch geboren sind, werden sie selbstverständlich auf der Grundlage des Glauben und der Gewissheit erzogen. Also sehen sie nicht die Notwendigkeit für den Aufwand der Zeit zum Nachdenken und Reflektieren zu diesem Thema, da sie alles bei sich von Anfang an für offenbar halten. Das Beispiel ihrer ist wie eine Person, die den Doktorgrad gewinnt, ohne irgendeines wissenschaftliche Studium zu betreiben oder sogar in eine Schule zu gehen.
Welch ein Zweifel ist möglicherweise wertvoller als Gewissheit schlechthin und welch eine Gewissheit besitzt keinen Nutzen bzw. Vorteil relativ zu ihm; vielmehr ist ihre Einwirkung negativ. Demnach ist das Verhältnis zwischen dem Zweifel und der Gewissheit nicht derart, wie man sich vorstellte. Deshalb erscheint uns ein großer Teil der vorhandenen Welt dunkel und wird als dunklere Welt betrachtet. In den Abschnitt der Welt, den wir als leuchtende Welt nennen, gelingt es den Menschen nicht, viele Tatsachen und Realitäten ohne Gottes Hilfe zu erkennen, da Er die Menschen von der Dunkelheit ins Licht bringt. Die bisherigen Erläuterungen fordert die Menschen auf, dass sie bescheiden sein und von den Ansprüche der Gewissheit und des Glauben schlechthin vermeiden.
Mithin müssen die Menschen mit Zweifel anfangen, jedoch nicht mit Gewissheit. Trotz der Tatsache, dass viele Menschen und selbst diejenigen, die sich zweifeln und ihren Zweifel für positiv halten, betonen, dass man den Zweifel schnell bearbeitet und durchgeht, ohne lange dabei zu verweilen, da sie vom Reflektieren eines langen Zweifels vermeiden. Durch das Reflektieren und meine persönlichen Studien fand ich eine Eile diesbezüglich unnötig. Wenn wir unser gedankliches Leben auf einer wirklichen Grundlage aufbauen wollen, die der Stellung und Position der Menschen entspricht, müssen wir sie „Zweifel“ nennen. Der Mensch in seiner Bewegung im Leben ist wie ein Spieler des Zirkus, der auf dem Seil von einem Punkt zum anderen geht. Er soll Vorsicht sein und auf das Gleichgewicht achten, um gesund und sicher ihr Ziel zu erreichen.
Derjenige, der die Gewissheit schlechthin beansprucht, ist wie ein Mensch, der die Einführung der Vorsicht nicht Akzeptiert, und dies bedeutet, dass er sich in seinem Leben bewegt, ohne zu reflektieren und zu nachdenken über das, was ihn zum Absturz und Verfall führt. Wenn ein Mensch Bewusstsein und realistisch ist, zieht er Nutzen aus diesem Ausgleich. So wird er als ein Mensch, der die Denkseele besitzt, betrachtet. Die Vernunft ist jene, welche dem Menschen einer Art der Ausgeglichenheit und Stimmigkeit widmet, durch die er vor Übermaß und Nachlässigkeit geschützt wird, da die beiden die zwei Seiten des gleichen Akts sind. Wenn einige Menschen vorstellen, dass sich der grade Weg nur im Jenseits befindet, dann spielt das Gleichgewicht im diesseitigen Leben die Rolle einer entscheidenden und erheblichen Brücke, welche als die Küste der Sicherheit für Menschen gilt. Diese Brücke selbst ist jene, an die der Prophetengefährte, wie Salmān al-Fārsī, denkt. Als er einem unwissenden bzw. ignoranten Menschen begegnet hat, welcher Salman demütigen wollte, da Salman neben seinem Hund saß. Er sagt ihm lachend: O Salman, ist dein Bart wertvoller oder der Bart dieses Hundes? Salman überlegte sich und erwiderte ihn: Wenn Salman könnte, den graden Pfad hindurchgehen, dann ist der Bart des Salman wertvoll, ansonsten der Bart des Hundes. Dies ist die Bedeutung des folgenden Verses (al-Furqān 25/72):
»وَإِذَا مَرُّوا بِاللَّغْوِ مَرُّوا كِرَامًا«
„wenn sie im Vorbeigehen unbedachte Rede (hören), würdevoll weitergehen.“
Es gibt viele koranische und islamische Begriffe, die wir kennen und erlernen, aber sie sind kein invariables Prinzip, an das wir in unserem wissenschaftlichen Leben lehnen. Also ähnelt diese Welt einer Brücke, die von uns von einer Seite auf der anderen Seite überquert werden muss. Und die Vernunft, welche uns die Bescheidenheit und das Gleichgewicht widmet. Denn ohne Vernunft gibt es keine Rolle für die Religion und für das islamische Gesetz. Ebenfalls besitzt weder die Religion noch das islamische Gesetzt ohne Vernunft eine Beweiskraft. Infolgedessen ist die Vernunft im Jenseits haftbar, wenn wir an den Jenseits glauben. Da die (menschliche) Vernunft in der Tat die Verantwortung trägt, werden die Menschen entsprechend ihrer Vernunft im Jenseits bestraft oder belohnt.
Somit lebt der Mensch und seine Vernunft, wie bereits erwähnt, in einer Welt, deren großer Teil dunkel und deren kleiner Teil beleuchtet ist. Selbst in der leuchtenden Welt fehlen ihm viele Wissenschaften und Kenntnisse, die ihm mithelfen, diese Brücke zu überqueren. Also ist die Angelegenheit nicht so, wie wir uns vorgestellt haben. Der Autor empfiehlt die Leser, bevor sie in die Erfahrung des Wissens hineinstürzen, sich vor der absoluten Gewissheit und Glauben zu hüten, da der Zugang zu Wissen noch weit ist. Deswegen sind viele von dem, was wir im unseren Köpfen in Namen des Islam und des Korans sammelten, als Hermeneutik des Korans und des Islam genannt, die nicht das Wesen des Korans und des Islam darstellt. Hier besteht darum ein großer Unterschied zwischen dem Verständnis des Korans und dem Koran selbst, nachdem die Kenntnisse auf dem wissenschaftlichen und empirischen Gebiet geprüft werden. Falls die Antwort darauf der Erfahrung nach positiv ist, dann kann sie bei uns als eine Gewissheit bezeichnet werden.
Wie viel Prozent derjenigen, die an die himmlischen Religionen glauben, halten es für nötig, die anderen himmlischen Religionen kennenzulernen oder zu erlernen?
Wie viel Prozent von ihnen, nachdem sie eine allgemeine Vorstellung von den anderen himmlischen Religionen erlangt haben, gehen in die Phase der Ratifizierung (taṣdīq) ein?
Wie viel Prozent von denjenigen, die in die Phase der Ratifizierung eingehen, wenden sich dem Wissen (maʿrifa) zu?
Wie viel Prozent von den Leuten des Wissens wagen an ihre Erfahrungen heran?
Und wie viel Prozent von den erfahrenen Leuten fanden heraus, was im Islam wahr (ṣaḥīḥ) oder was nicht wahr ist?
Demzufolge spielen die Gewissheit und der Glaube bisweilen eine negative Rolle im menschlichen Leben. Das, unter dem die Moslems im Laufe der islamischen Geschichte gelitten haben, kam wohl von der Seite der Leute der Gewissheit und des Glaubens. Sie sind diejenigen, die als Muslim geboren sind und deshalb denken, dass dies als ihr Vorteil gilt; deswegen betrachten sie sich von Anfang an als die Leute der Gewissheit, auch wenn dies in der Tat ein Wert wäre. Es kann jedoch nur als Ansatzpunkt des Wegs zur Gewissheit gelten und nicht die Gewissheit schlechthin, da die absolute Gewissheit oft nicht auf die Erkenntnis und Erfahrung basiert, insofern als ein Mensch einen anderen Mensch namens Hussein zum Erlangen des hohen Rangs im Paradies ermordet. Diese Person zählt nicht zu den Leuten des Zweifels, sondern zu den Leuten der Gewissheit, denn ohne Gewissheit hätte er eine solche Tat nicht begangen Diese angebliche Gewissheit in unserer heutigen Zeit stellt die gleiche Begründung zu denjenigen dar, die sich in der Moschee unter den Massen der Beter sprengen, mit der Hoffnung, dass dieses Gemeinschaftsgebet in der Moschee im Jenseits das Zusammenbeten mit dem Prophet (s) im Paradies ermöglicht.
Die Menschen sind verpflichtet, auf ihr Moslemsein zu achten und dabei daran zu denken, dass sie in der ersten Linie Mensch sind, da sie eher ein Moslem werden, sind sie ein Mensch. Es ist nicht möglich, dass ein Mensch nur aufgrund seines Glaubens an eine Religion die Position der Menschheit erreicht. Aus diesem Grund sagt der Prophet (s):
Bewahre auf ihre Vernunft, weil es keine Religion für diejenigen gibt, die keinen Wert auf die Vernunft legen. Folglich ist der Zweifel nicht das, was wir uns vorgestellt haben.
Die Angelegenheit ist hier viel wichtiger als das, was wir uns vorgestellt und exakter als das, was wir darüber nachgedacht haben. Im Zweifel leben ist somit wie das Leben beim Studium an einer Universität, und das Leben in Gewissheit und Vertrauen ist wie das Leben derjenigen, die einen Hochschulabschluss haben und danach nichts mehr lernen. Sie merkt nicht, dass sie weiterhin lernen müssen und sich bemühen, ihre Glauben überzeugend zu beweisen. In diesem Moment denken sie, dass sie über alles wissen und dass es zeitaufwendig und sinnlos ist, wenn sei weiter lernen. Deshalb vermeiden sie vom Sinnlosen. Wenn ein solcher Mensch Muslim und Gläubig ist, glaubt er, dass es die Pflicht der Leute ist, sich bei religiösen Angelegenheiten an ihn zu wenden, damit er sie belehrt und ihnen den Weg des Glaubens und der Gewissheit zeigt.
Aus diesem Weg resultiert nichts außer der Unterentwicklung — deren Folgen dieselbe ist—, sowie dem Rückgang — dessen Folgen derselbe ist—, und der Unwissenheit — deren Folgen auch dieselbe, nämlich die Unwissenheit, ist. Demzufolge gilt der Zweifel als eine gute Angelegenheit, mit dem alle Propheten (s) anfingen. Also stützt sich die beständige Gewissheit auf dem vorangehenden Zweifel, welcher systematisch, exakt und wissenschaftlich zu bezeichnen ist. Es gibt viele Leute, die, trotzt ihrer Glauben an Gott, ohne Gott leben. Wie kann es möglich sein, dass ein Mensch an die Existenz Gottes glaubt, aber ohne Ihn lebt. Die Art und Weise der Handlungen solcher Menschen drückt praktisch ihren Unglauben an Gott aus, und die Wahrheit des Lebens beweist seinen Unglauben an die Existenz Gottes. Theoretisch liegt ein grundlegender Unterschied zwischen der Gewissheit, der der Zweifel vorangeht, wie wir bereits erklärt, und der Gewissheit, der kein Zweifel vorangeht. Der erste Fall führt die Menschen zu einer ausgezeichneten und persönlichen Erziehung. Somit besitzen diejenigen, die durch den Weg des Zweifels zur Gewissheit gelangen, einen theoretischen und praktischen Glauben. Die Gewissheit der letztere, der die Phasen des Zweifels nicht vorangeht, wird durch den theoretischen Glauben und praktischen Unglauben heimgesucht. Der Maßstab im Jenseits und im Diesseits liegt in keinem instinkthaften Glauben und keiner theoretischen Gewissheit, vielmehr liegt er in einem praktischen Glauben und einer praktischen Gewissheit.
Wenn wir den Koran lesen, sehen wir da, dass das Wort des Unglaubens dem Wort des Glaubens gegenüber steht, jedoch nicht dem Zweifel. Der Gegensatz des Zweifels ist also die Gewissheit. Welche Position besitzt der Zweifel, wenn der Glauben mit dem Unglauben vergleichen wird?
In der Tat, wenn wir den Zweifel als etwas Trennendes zwischen dem Unglauben und dem Glauben bertachten, ist seine Vorstellung möglicherweise wie eine verknüpfende Brücke zwischen den Beiden. Der Zweifel drückt in Wirklichkeit jedoch eine Stufe der Glaubensstufen aus. Dieses Thema wird klar, wenn man in der Betrachtung die darauf folgende Wahrheit annimmt; solange der Mensch an die Existenz eines Dings nicht glaubt, zweifelt er natürlich nicht daran. Mithin gesteht der Mensch durch seinen Zweifel dem Sein der Dinge, die aber ihm völlig unklar sind; dies ist der Zweifel, welchen wir in unserem Leben für nötig halten.
Dieser Zweifel stellt daher einen grundlegenden Faktor für die Vertiefung des Glaubens dar und nicht für die Schwächung dieses, deshalb muss der Zweifel vor allen Dingen existieren, als ob der Mensch nicht gegenwärtig wäre, auch wenn er sich gläubig nennt, und als ob sein Glaube keine Geltung besäße. Es befindet sich keine spürbare Einwirkung auf seinen Glauben, und deshalb ist er ein theoretischer Gläubiger, welcher dennoch praktisch ungläubig lebt, nämlich ein theoretische Glaube und ein praktische Unglaube.
Der berühmte Satz des französischen Philosophen „Descartes“: »ich denke, also bin ich« (französisch: Cogito, ergo sum) Denn »solange ich denken will, dass alles Irrtum ist, muss notwendigerweise ich, der das denkt, etwas sein«. Dies ist der für Descartes erste unerschütterliche und notwendig wahre Satz. Dann schließt der Autor dieses Artikels daraus, dass ein Mensch beim Denken präsent und existent ist, weist dies darauf hin, dass er vom Denken und vom Zweifel abhängig ist. Also bin ich nicht, wie manche behaupten. Ohne den Zweifel wird kein wahrer und tiefer Glaube verwirklicht.
Selbst die Unfehlbaren (maʿṣūmīn) müssen in einer Phase ihres Lebens diese Brücke überqueren, welche man als die des Zweifels nennt. Der Unfehlbare ist nicht, wie manche behaupten, unfehlbar seit seiner Geburt, sondern werden sie unfehlbar. Wenn wir ihn seit seiner Geburt für unfehlbar halten, d.h. er wurde schon vom Gott, dem Erhabenen, auf den graden Weg gelenkt und über den Fähigkeiten und Kapazitäten der normalen Menschen geschaffen. Nun erhebt sich die Frage, welche vortreffliche Eigenschaft besitzt er im Vergleicht zu anderen Menschen? Und wie kann er als Vorbild für die anderen Menschen sein?
Wenn der Mensch auf die klaren und deutlichen Argumente angewiesen ist, weicht er von dem rechten Weg ab und gelangt an den sekundären Weg. Er bringt ein Paar Gedichtverse für seine Behauptung, die einem Gedicht aussehen, aber inhaltlich über viele Widersprüche verfügen. Deshalb denken sie nicht daran, wie viel sie in ihrer Darstellung über die vollkommenen Eigenschaften des Unfehlbaren übertreiben. Sie sagen, dass ihn Gott frei in seiner Wahl schuf und ihn von seiner Geburt her ganz anders als die anderen Menschen machte, sogar seinen Tod.
Auf diese Weise schadet die Beweisführung für die Unfehlbarkeit dem Unfehlbaren mehr als das, was seine Angelegenheit verlangt, da der Unfehlbare als Mensch, wenn er den Glauben beherzigen will, ebenso die Brücke des Zweifels durchqueren muss.
Die Art des Zweifels von Menschen entspricht seiner Kapazität und Klugheit. Wer eine einfache und unkomplizierte Persönlichkeit besitzt, ist sein Zweifel ebenso einfach. Jene Leute, die sich nicht bemühen, um zu studieren, zu forschen und zu lernen, stellen ebenfalls die einfachen und oberflächlichen Fragen.
Somit stimmt der persönliche Zweifel des Propheten Abraham seiner Position überein, indem, dass er an der Gottheit Gottes zweifelt und dadurch seinen Glaube an Gott und seine Treue zum Gott verstärkt. Deshalb wollte er Gott durch einen Beweis zu Herzen nehmen.
In diesem Zusammenhang war der Prophet Abraham nicht der einzige, der an Gott zweifelte, sondern auch Adam und alle anderen Propheten nach ihm. Deshalb ist der Zweifel des Unfehlbaren an Gott noch tiefer und komplexer. Aber wir glauben in unserem Geist an die Leute, die als Vorbild für uns gelten und zwar mit dem Namen des Unfehlbaren. Demgemäß denken wir, dass sie von Gott als Unfehlbaren gewählt wurden und deshalb unfehlbar lebten und starben. Wir können uns daher nicht vorstellen, dass sie auch die Phase des Zweifels hinter sich hatten.
Als weiteres Beispiel ist der Zweifel des Propheten Mohammad (s) zu erwähnen. Als er im Denken über den Schöpfer versunken war und in einem absolut unterwürfigen Zustand lag, wurde ihm die Offenbarung herabgesandt, indem Gott ihm befahl: „Lies …“, der Prophet (s) erwiderte Ihn, was ich lesen soll? Und wie kann ich lesen, wobei ich nicht gelernt habe? Deshalb wird der Zweifel in der Tat als Stufen des Glaubens und als Stütze, auf der der Glaube basiert, betrachtet. Die Tiefe des Glaubens hängt unmittelbar von der Tiefe des menschlichen Zweifels ab. Also, je tiefer der Zweifel ist, desto stärker wird der daraus resultierte Glaube an Gott.
Wenn wir die Koranverse untersuchen, sehen wir, dass die koranische Ansprache an die skeptischen Menschen richtet:
»قَالتَْ رُسُُلهُمْ أَفِي اللّهِ شَكٌّ فَاطِرِ السَّمَاوَاتِ وَالأَرْضِ «
D.h. „Ihre Gesandten sagten: Gibt es denn einen Zweifel über Allah, den Erschaffer der Himmel und der Erde …“ [Sure Ibrāhīm 14/10].
Mithin hat Gott die Existenz des Zweifels bei Menschen für den Nachweis der Wirklichkeit des Seins Gottes, des Schöpfers der Erde und des Himmels, nutzbringend angelegt. Bei der Übermittlung (tablīġ) versucht ein geschickter Missionar, vor allem die zweifelbringenden Fragen im Geist der Angesprochenen zu stellen. Wenn die Angesprochenen nicht an irgendetwas zweifeln, dann untersuchen und erforschen sie nicht die Wahrheit. Viele Menschen bedürfen des Zweifels, auf den sie ihre Gewissheit aufbauen können und damit ihre Zweifel beseitigen. Sie nehmen die Hinweise der Koranverse nicht wahr, denn, wenn sie über diese koranischen Bespiele, die Gott gebraucht, nachdenken, können sie daraus Nutzen Ziehen. Die koranischen Anrede richtet Gott an die normalen Menschen durch Beispiele, die anders als Beispiele sind, die Gott für die Propheten bei ihrem Zweifel gebraucht, wie die Antwort Gottes auf die Zweifel des Propheten Abraham (A):
«إِذْ قَالَ إِبْرَاهِيمُ رَبِّ أَرِنِي كَيْفَ تُحْيِـي الْمَوْتَى قَالَ أَوَلَمْ تُؤْمِن قَالَ بَلَى وَلَـكِن لِّيَطْمَئِنَّ قَلْبِي قَالَ فَخُذْ أَرْبَعَةً مِّنَ الطَّيْرِ فَصُرْهُنَّ إِلَيْكَ ثُمَّ اجْعَلْ عَلَى كُلِّ جَبَلٍ مِّنْهُنَّ جُزْءاً ثُمَّ ادْعُهُنَّ يَأْتِينَكَ سَعْياً وَاعْلَمْ أَنَّ اللّهَ عَزِيزٌ حَكِيمٌ»
„Und als Abraham sagte: Mein Herr, zeige mir, wie Du die Toten lebendig machst! Er sagte: Glaubst du immer noch nicht? Er sagte: Doch, aber (ich frage,) damit mein Herz Ruhe findet. Er (Allah) sagte: So nimm vier von den Vögeln und zieh Sie dann her zu dir. Hierauf setze auf jeden Berg einen Teil von ihnen. Hierauf rufe sie, so werden sie zu dir herbeigeeilt kommen. Und wisse, dass Allah Allmächtig und Allweise ist.“ [Sure al-Baqara 2/260].
In einem anderen Vers richtet Gott, der Erhabene, seine Ansprache an den Menschen, und sagt ihm:
» مَّا جَعَلَ اللَّهُ لرَِجُلٍ مِّن قَلْبَيْنِ فِي جَوْفِهِ «
„Allah hat keinem Mann zwei Herzen in seinem Inneren gemacht“ [Sure al-Aḥzāb 33/4],
sondern ein einziges Herz und dieses Herz wird alleine mir gewidmet; dann sei geduldig über das, was du siehst, bis du mit mir verbindest, und dadurch dein Herz zur Ruhe kommt. Wenn aber die Liebe zum Gott in deinem Herzen mit der Liebe des anderen geteilt wird, dann gibt es keinen Weg für das Herz zur Ruhe, damit es auf Gott zurückkehrt. Darauf weisen die folgenden Koranverse hin:
» الذَِّينَ إِذَا أَصَاَبتْهُم مُّصِيبَةٌ قَاُلواْ إِناَّ للِّهِ وَإِناَّ إِليَْهِ رَاجِعونَ «
„Die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.“ [Sura al-Baqara 2/156]
» وَإِلىَ اللّهِ ترْجَعُ الامُورُ «
„ … Und zu Allah werden (all) die Angelegenheiten zurückgebracht.“ [Sura al-Baqara 2/210]
Wenn der Zweifel über das Herz des Menschen hereinbricht, muss man darauf aufpassen, dass sich der Zweifel nicht in sein Wesen einnistet. Deshalb muss man sich darum bemühen, eine grundsätzliche Lösung dafür zu finden. Wenn der Zweifel auf den Menschen hereinbricht, lässt Gott ihn nicht alleine, da Gott ihm durch seine Barmherzigkeit hilft, damit er von seinem Zweifel zur Gewissheit gelangt. Vielmehr sind diejenigen, denen der Zweifel entzogen ist, verlassen.
Der Gedanke des Menschen sucht die Zweifel an diesem gegenwärtigen Leben, und das, worin das würdige Leben liegt. Diese Zweifel führen ihn zum Denken und Überlegen über ein vorzügliches und besseres Leben und fordern ihn, für die Erlangung ein besseres Leben zu entwerfen. All diese Zustände befinden sich im Koran, der sie zur Sprache brachte. Er geht auf alle Zweifel ein, die ein vernünftiger Mensch erforscht. Ein Teil davon befindet sich im Koran und ein anderer Teil im menschlichen Intellekt. Diesbezüglich benötigt der Mensch nicht, viel Zeit dafür zu investieren, um aus diesen Zweifeln herauszukommen.
Der Mensch fühlt sich von seinem Geburt her hungrig und durstig und dieser Bedarf begleitet ihn ständig bis zum Ende seines Lebens. In der Säuglingszeit kümmert sich jemand um dieses Bedürfnis des Kindes, aber mit der Zeit wird es befähigt, selbst seine Bedürfnisse zu befriedigen. Der Zweifel im menschlichen Leben stellt einen Grund für die Tiefe der Persönlichkeit dar. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass ein Zweifel ein Ende hat, indem für den vorhandenen Zweifel kein weiterer Zweifel hergestellt wird, sondern er zur Gewissheit geführt wird. Deshalb ist die Art des Zweifels diesbezüglich vonnöten. Aus unserer Aussage, dass der Zweifel für den Glaube nützlich und als Grundlage ist, geht nicht hervor, dass davon jede Art des Zweifels gemeint ist. Es gibt da manche Leute, die Zweifel hegen und ihr Spiel treiben, wie der Koran nachfolgend darauf hinweist:
» بلْ هُمْ فِي شَكٍّ يلَْعَبُونَ «َ
„Aber nein ! sie sind im Zweifel und treiben ihr Spiel“ [Sure al-Duḫān 44/9].
Der Vers bedeutet nicht, dass der Mensch akzeptieren muss, was aus der Religion kommt und was gesagt wird, ohne danach zu forschen oder daran zu zweifeln. Vielmehr bestreiten manche Menschen die Beweise, die in der Tat eine hinreichende Antwort auf ihre Fragen und Zweifel darstellen können, abgesehen davon, dass sie die Richtigkeit dieser Argumente bekennen, wie die Streit von Banī Isrāʾīl mit dem Propheten Moses über die Details der Kuh, die Gott von ihnen verlangt, zu schächten. Diese Geschichte steht im Koran [in Sure al-Baqara 2/67- 70].
»وَإذِْ قَالَ مُوسَى لقَِوْمِهِ إنَِّ اللهَّ يأَْمُرُكُمْ أَنْ تَذْبَحُوا بَقَرَة … قَالُوا ادْعُ لنََا رَبكََّ يُبَيِّن لنََّا مَا هِيَ إِنَّ البَقَرَ تشَاَبهَ عَلَيْنَا «َ
„Und als Moses zu seinem Volk sagte: „Wahrlich, Allah befiehlt euch, eine Kuh zu schlachten“ sagten sie: „Willst du dich über uns lustig machen?“ Er sagte: „Allah bewahre mich davor, einer der Unwissenden zu sein.“ (67) Sie sagten: „Bitte für uns deinen Herrn, daß Er uns erkläre, wie sie sein soll.“ Er sagte: „Wahrlich, Er sagt, sie soll eine Kuh sein, die nicht zu alt und nicht zu jung ist, sondern ein Alter dazwischen hat. So tut das, was euch befohlen wird.“ (68) Sie sagten: „Rufe für uns deinen Herrn an, dass Er uns erkläre, welche Farbe sie haben soll.“ Er (Moses) sagte: „Wahrlich, Er sagt, es soll eine gelbe Kuh sein von lebhafter Farbe, die die Schauenden erfreut.“ (69) Sie sagten: „Rufe für uns deinen Herrn an, dass Er uns erkläre, wie sie sein soll. Für uns sind die Kühe einander ähnlich; und wenn Allah will, werden wir gewiss recht geleitet
sein!“ (70)
Demnach gibt es hier zwei Arten des Zweifels: 1. Der Zweifel, durch den man die Wahrheit erreichen kann; 2. der Zweifel, der sich im Inneren des Menschen einnistet und ihn auf dem Weg anhält. Der Zweifel, der mit dem Menschen spielt, und ihn aufhält, besitzt keinen Vorteil für ihn, da er damit nicht näher an den Glauben herantreten kann. Aus Sicht des Korans hat der Mensch das Recht an Zweifel, jedoch einen nützlichen:
»فَإِن كُنتَ فِي شَكٍّ مِّمَّا أَنزَلْنَا إِلَيْكَ فَاسْأَلِ الَّذِينَ يَقْرَؤُونَ الْكِتَابَ مِن قَبْلِكَ لَقَدْ جَاءكَ الْحَقُّ مِن رَّبِّكَ فَلاَ تَكُونَنَّ مِنَ الْمُمْتَرِينَ«َ
„Wenn du über das, was wir zu dir (als Offenbarung) hinab gesandt haben, zweifelst, dann frag diejenigen, die vor dir die Schrift lesen. Dir ist ja die Wahrheit von deinem Herrn zugekommen, so gehöre nun nicht zu den Zweiflern„ [Sure Yūnus 10/94].
Hier gibt es einen weiteren Punkt, auf den hingewiesen werden muss. Der Zweifel in seinen Phasen – gleich ob der Zweifler eine Person ist oder mehrere – besteht aus verschiedenen Graden. Er fängt vom untersten Grad des Zweifels an, welcher als primärer Zweifel genannt wird, oder aber als Aporie (šubha) bezeichnet werden kann. Somit beginnt der Zweifel mit der Aporie und endet mit dem hohen Grad der Verwirrung (al-ḥayra). Zwischen ihnen stehen die mittleren Grade des Zweifels.
» بلْ هُمْ فِي لبَْسٍ مِّنْ خَلْقٍ جَدِيدٍ «َ
„Nein, vielmehr ist ihnen verdeckt (geblieben), was eine neue Erschaffung betrifft“ [Sure Qāf 50/15]. Das Wort labs in den Vers weist auf die Aporie (šubha) hin. Ein weiterer Beweis dafür ist der folgende Vers:
وَمَا قَتَلُوهُ وَمَا صَلَبُوهُ وَلكَِن شُبِّهَ لهَُمْ وَإنَِّ الذَِّينَ اخْتَلَفُواْ فيِهِ لفَِي شَكٍّ مِّنْهُ مَا لهَُم «
» بِهِ مِنْ عِلْمٍ إِلاَّ اتِّبَاعَ الظَّنِّ وَمَا قَتَُلوُه يقَِينًا
„…Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen so. Und diejenigen, die darüber uneinig sind, befinden sie wahrlich im Zweifel darüber. Sie haben kein Wissen darüber, außer dass sie Mutmaßungen folgen. Und sie haben ihn mit Gewissheit nicht getötet.“ [Sure al-Nisāʾ 4/157]
Das, was die islamischen Gesellschaften im Allgemeinen und die Gelehrten in spezieller Art damit betroffen sind, ist die Reaktion der Gelehrten bei der Begegnung mit neu gestellten Fragen, auf die sie antworten müssen. Sie reagieren derart, als ob die Fragen keine Geltung besäßen, da sie zu den Aporien (šubahāt) zählen. Deshalb empfehlen sie, dass man auf solche Fragen nicht eingeht und am besten davon vermeidet. Diese Art der Reaktion zeigt tatsächlich die Flucht vor den neu gestellten Fragen und ihren Antworten auf An dieser Stelle muss der Unterschied zwischen dem Zweifel und der Aporie auf den Punkt gebracht werden. Die Aporien basieren auf Scheinargumenten und nicht auf Beweisen und Argumenten, welche die Menschen zu der Überzeugung gelangen lassen. Mit anderen Worten sind die Aporien eine Art der Wahngedanken bzw. Einbildung, die keine Wahrheit besitzt.
» وَمَا قَتَُلوُه وَمَا صَلَبُوُه وَلكَِن شُبِّهَ لهَُمْ «
„…Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen so.“ [Sure al-Nisāʾ 4/157]
Oder der folgende Vers:
» وَإِنَّ الذَِّينَ اخْتَلَفُواْ فِيهِ لفَِي شَكٍّ مِّنْهُ مَا لهَُم بِهِ مِنْ عِلْمٍ إِلاَّ اتِّبَاعَ الظَّنِّ «
„Und diejenigen, die darüber uneinig sind, befinden sie wahrlich im Zweifel darüber. Sie haben kein Wissen darüber, außer dass sie Mutmaßungen folgen.“ [Sure al-Nisāʾ 4/157].
Dieser Vers stellt drei Phasen dar: 1. Aporie; 2. Zweifel; 3. Wissen. In der Tat liegt in der Verwirrung (ḥayrat) mehr Nutzen für den Menschen als in dem Zweifel, wobei die Verwirrung eine besondere Position besitzt. Es ist den Menschen Pflicht, dass sie sich ernsthaft bemühen, um die Stellung der Verwirrende zu gewinnen. Beim Lesen des „Bittgebets der Verwirrende“, aus al-Ṣaḥifa alsağğādiyya, sehen wir, dass der Unfehlbare (al-maʿṣūm = Imam) auf diese Stellung hinweist, wo er begehrt, höhere Grade des Zweifels zu erreichen. Wenn Gott seinen Propheten (s) in dem heiligen Koran anspricht: -
» وَإِنكََّ لعََلى خُُلقٍ عَظِيمٍ «
„Und du bist wahrlich von großartiger Wesensart“ [Sure al-Qalam 68/6]-,
ist dies der Grund für die Verwirrung des Propheten (s), der nach besonderer Beschaffenheit und Wesensart geschaffen wurde, da er (s) sich um alles sorgt mehr als das, was von ihm verlangt wurde. Anderenfalls, wie kann ein Mensch eine solche große Verantwortung, die viele Probleme, Schwierigkeiten und Qualen beinhaltet, ertragen. Trotzt allen bezeichnet man ihn als einen versöhnungsvollen und friedfertigen Menschen.
Die Position der Verwirrende lehnt an die tiefste Erkenntnis an. Also, wenn der Mensch die Geschehnisse anschaut, gerät er in Verwirrung, als ob ein Berg vor ihm stünde und ihm keine Möglichkeit bestände, über die Wahrheiten, die hinter dem Berg versteckt sind, zu informieren. Wenn der Mensch den Berg (der Wahrheit) aufstieg, behauptet er in der Mitte seines Aufstiegs, dass er viele Erkenntnisse erwerbt; wenn er aber den Gipfel des Berges erreicht, wo die Position der Verwirrung darstellt, sagt er: Gepriesen sei Gott, dass er über Ihn neue Erkenntnisse gewonnen hat. Es kommt seiner Erkenntnis recht zu, jedoch nicht in der Form, was in den vorherigen Stufen erlebt und als Erkenntnis (maʿrifat) bezeichnet wurde. Wenn man den Gipfel besteigt, verlieren die vorherigen Stufen ihre Geltung als mittlere Stufen des Zweifels. Denn man sieht am Gipfel, was er schon weder gesehen noch gehört hat. Dort verherrlicht er Gott und sagt: O Gott, ich habe mir die Welt anders vorgestellt und wusste ihre Wahrheit nicht, wie sie in der Tat ist. In diesem Zustand ist der Rang der Verwirrung ein Rang, den kein Mensch, der seinen Weg verloren hat, eintreffen kann. Diejenigen, die weder über den Weg noch über die Erkenntnis verfügen, bedürfen der höheren Ränge des Wissens. Und wenn der Mensch den Gipfel des Wissens besteigt, sieht er da keinen Wirkender in dem Universum außer Gott, dem Erhabenen. So sagt der Mensch: „Es gibt keine Ursache außer Gott, und jedes Geschöpf präsentiert sich als das Werk Gottes“.
Die Entstehung der Geschöpfe in ihrer Öffentlichkeit und in ihrem Geheimnis entstammt Gott. Gott ist das Äußere und das Innere, und das Erste und das Letzte. Von dem Punkt der Erreichung bis zur Phase der Verwirrung begegnet der Mensch den Angelegenheiten, die von beiden Seiten völlig verschieden sind. Mit dem Rang der Verwirrung beginnen die ersten Prinzipien der Gewissheit, dann fängt der niedrigste Rang der Gewissheit mit der Verwirrung. Dem Mensch, der vor der Verwirrung lebt, ist schwierig, die Bedeutung des Lebens, welches als gutes Leben genannt wird, zu verstehen. Demzufolge beschäftigt sich der Mensch vor der Verwirrung mit den Angelegenheiten, die ihn nicht verlassen, bis er über das Wesen und den Sinn des angenehmen Lebens überlegt, da sich das gute Leben nicht lediglich im Jenseits befindet, sondern auch im Diesseits, damit man dieses irdische Leben genässt. Zu diesem Zweck braucht man, den Rang der Verwirrung zu erreichen, deshalb reichen das Wissen und die Vorstellung alleine in diesem Zusammenhang nicht aus. Hier besteht ein Unterschied zwischen dem Dienstgrad (manṣab) und dem Standplatz bzw. der Position (maqām). Der Dienstgrad wird jedem Mensch verliehen, wie der Dienstgrad eines Präsidenten oder eines Professors. Der Standplatz bzw. die Position hingegen wird dem Menschen von Gott erteilt, wie der Standplatz der Propheten. Für die Erlangung des Letzteren benötigt man nicht, sich Mühe zu geben, denn Gott öffnet diejenigen, die in Verwirrung geraten sind, die Tür der Wahrheit. In der Verwirrungsphase begeht man die Reue, welche als ehrliche Reue (tawba naṣūḥ) charakterisiert wird. Diese Reue ist dem Menschen vor der Erreichung des Gipfels, nämlich des Verwirrungsgrads, unmöglich, da ihm nicht leicht ist, die Ideen zu verlassen, von denen er überzeugt war. Diese Phase öffnet eine neue Tür vor ihm, durch die er eine neue Welt kennt, die unvergleichbar mit der vorherigen Welt, in der er sich bewegt, ist. Von diesem Punkt her fängt die Gewissheit an, welche wie der Zweifel über Grade verfügt.
Ihr erster Grad wird als Verwirrung und ihr letzter Grad als Entwerden (fanā) genannt. Dazwischen stehen die mittleren Grade.
“ما رأيت شيئاً إلاّ ورأيت الله قبله وبعده ومعه”
„Ich habe nichts gesehen, außer dass ich Gott davor, danach und damit gesehen habe.“
Dies stellt der mittlere Grad der Gewissheit dar, und solange hier die Rede von der Verwirrung ist, gilt dieser Grad als mittlerer Grad der Gewissheit. Nach diesem Grad, wenn Gott jemandem Wohltaten und seine Gnade der letzten Phase der Gewissheit erweist, welche als das Entwerden bezeichnet wird, sieht er nichts außer Gott. Er erreicht eine Position, in der er keinen Wirkender im Universum außer Gott findet. Er sieht Gott in dieser Position nicht in den Dingen, die sich als Geschöpfe Gottes darstellen, da alle Dinge von Ihm emaniert werden und auf Seine Wirkungen hinweisen. Aus diesem Grund sind sie als Beweise schwach, die Existenz Gottes nachzuweisen. Wanderer auf dem Wege Gottes will eine Position erlangen, in dem er in Gott Seine Geschöpfe sieht.
Dies zeigt der mittlere Grad der Gewissheit auf. Solange da (verschiedene) Wirkender (muʾaṯṯirāt) existieren, werden sie als verschiedene Grade der Gewissheit betrachtet, jedoch nicht als absolute Gewissheit. In der Position des Entwerdens bleibt keine Gelegenheit für die Vergleichung übrig, sogar eine geistige Vergleichung. Selbst das Glaubensbekenntnis — nämlich (ich bezeuge), dass es keinen Gott gibt außer Allah—, zählt zu den mittleren Graden der Gewissheit.
Da unser Zustand, wie gewöhnlich, den mittleren Zustand der Gewissheit ausdrückt, befehlen wir dieser Zeugenaussage. Aber im Standplatz der wahren Gewissheit, den der Mensch erreicht, wird das Glaubensbekenntnis als schwaches Polytheismus angesehen. Der Polytheismus beinhaltet verschiedene Stufen. Die koranische Anrede richtet normalerweise an die Menschen, die in den mittleren Stufen der Gewissheit stehen und lädt sie zur Besteigung des höheren Grads der Gewissheit, welche dem Grad der Verwirrung folgt.
Ein weiterer Punkt, über den nachgedacht werden muss, ist, dass sich die Angelegenheit der Menschen vor der Erlangung des höheren Grads der Gewissheit, nämlich des Grads des Entwerdens, um das Gott und um das, was außer Gott ist, dreht. Somit kreist das Leben des Menschen zwischen Gott und Nicht-Gott. So fühlt sich der Mensch ideell beim rituellen Waschen vor dem Gebet, und wenn er sich nach Kaaba richtet und dabei betet. Danach betritt er eine andere Welt. In dem nächsten Tag ist sein Zustand anders als davor. Folglich verändert sich der Mensch vor der Phase des Entwerdens. Wenn der Mensch in mittleren Phasen der Gewissheit steht, bedeutet es nicht, dass er auf dem Weg des Schadens ist, sondern auf dem richtigen Weg. In diesem Zusammenhang ist das Wichtige die richtige Orientierung, wie die Position des Entwerdens.
Ob der Mensch die richtige Richtung begeht, muss er auf seinen alten Zustand zurückkehren, um zu wissen, ob er Zweifler ist oder nicht. Wenn ja, in welchem Grad befindet sich sein Zweifel? Ist sein Zweifel eine Art des konstruktiven Zweifels?
Wenn sein Zweifel positiv ist, dann muss er darauf bestehen, da er (als einen besten Weg) ihn auf einen erhabenen Zweck orientiert, welcher mit der Phase der Verwirrung anfängt und die Phasen der Gewissheit durchgeht, und schließlich die Menschen zum Entwerden in Gott führt. Wenn er durch alltägliche Angelegenheiten heimsucht, dann ist sein Zustand wie die anderen Existierenden, somit unterscheidet er sich nicht von ihnen durch Etwas. Bei Erreichung der Phase des Entwerdens verändert sich das Motto des Menschen — es gibt keinen Wirkender in der Existenz außer Gott —, zu dem Motto — es gibt keine Existenz außer Gott. Folglich gewinnt man eine Position, in der die absolute Existenz nur Gott ist, und die Vorstellung der absoluten Existenz der Verleugnung jeglicher anderen Existenz gleich kommt. Diese Position erringt der Mensch in der Phase des Entwerdens in Gott. Der Mensch, der an die himmlische Religion glaubt, gelangt zu den Überzeugungen, die er heiligt und verehrt. Mitunter gehen diese Überzeugung und diese Heiligung nicht der Untersuchung, dem Hinterfragen und der Erregung von Zweifel voraus, vielmehr verbinden die Überzeugungen in dieser Form mit dem Zweifel. Also kann diese Art der Überzeugung zweifelnd und fraglich sein Ein klares Indiz dafür ist, dass man solche Überzeugungen ohne Ermüdung erreicht und deshalb sie weder praktisch noch theoretisch respektiert. Sein respektloses Verhalten ist in der theoretischen Phase stärker. Der Respekt und die Heiligung der Glauben bedeutet, dass sie Verrichtet und Praktiziert werden. Mit anderen Worten bedeutet der Glaube des Menschen – es gibt keinen Gott außer Allah -, dass diese Person an den einzigen Gott glaubt, der keinen Teilhaber besitzt und über alles mächtig ist, insofern als Er ihr näher als ihre Halsschlagader ist (entlehnt aus dem folgenden Vers: Sure Qāf 50/16).
» ونحن أقرب اليه من حبل الوريد «
Er ist der Schöpfer des Todes, des Lebens, der Himmel und der Erde mit dem, was sie beinhaltet. Er ist der Besitzer aller erhabenen und vollkommenen Eigenschaften. Eine praktische Heiligung Gottes muss in der Art sein, dass man sein praktisches Leben auf göttliche Grundlagen basiert. Aber der theoretische Glaube an den einzigen Gott, der die Gesamtheit der vollkommenen Eigenschaften umfasst, zeigt, dass Ihm der Mensch nicht praktisch eingesteht; dies weist jedoch auf seinen praktischen Unglauben an Schöpfer hin. Der Glaube und die Überzeugung, über die man im Diesseits, im Grab und bei der Wiederauferstehung befragt wird, stellen den praktischen Glauben dar, jedoch nicht den theoretischen. Der Zeuge im Jenseits ist die Handlung und nicht die Zunge.
Eine der Heiligen, die ernsthaft von den Muslimen verehrt wird, ist der Koran. Trotzt meines persönlich- großen Respekts vor den prophetischen Überlieferungen und den anderen Beweisen sowie vor den Prophetenfamilien (ahl-al-bayt) bin ich vor allem ein Mensch des Buches (insān kitābī) und zähle nicht zu den Mensch, die sagen, dass ihnen das Buch Gottes ausreicht. Dann wenn ich eine Überlieferung oder einen Ausspruch respektiere, ist es aufgrund ihrer Entsprechung mit dem Koran. Andernfalls befindet sich hier kein Beweis für den Verlass auf diese Überlieferung. Wenn man den Koran als himmlisches Buch respektiert, muss man wissen, was dieses Buch ist und woher er kommt.
Sind diese Buchstaben und verschiedene Sätze in den Koranversen ein Werk Gottes?
Der Mensch, der sich an den Koran festhält, zweifelt nicht daran, da ein diesbezüglicher Zweifel nicht zulässig ist und darum der Koran über jeden Zweifel erhaben ist. Somit bezweifelt er nicht den Koran, jedoch ohne ihn zu recherchieren und für diese Untersuchung Zeit zu investieren.
In Bezug auf diese Thematik stellte ich mehrere Fragen, durch die ein Zweifel an den Seelen hervorgerufen wurde. Da dieses Thema in heutiger Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, benötigt es eine lange Forschung und Erörterungen. Jeder Mensch, der sich für Wissenschaft interessiert, wenn er nicht auf solche Thematik eingeht, um seinen Zweifel durch Gewissheit zu beseitigen, kann er bei der Begegnung der neuen Fragen nicht bemerken, dass sie einen himmlischen Ursprung besitzen, jedoch keinen menschlichen.
Es führte zum Ergebnis, das eine positive Rolle in unserem dogmatischen Leben spielt. Die Argumente, an die er anlehnt, um die Beweiskraft seiner Dogmatiken zu beweisen, sind persönlich und können daher die anderen nicht überzeugen. Die nicht überzeugenden und hinreichenden Argumente existieren in unserem Wesen. Das Merkmal unseres Glaubens fußt auf diese Argumente und Beweise, die eine Phase der vorhandenen Schwäche in der Wahrheit des Menschen und im Wesen seines Glaubens darstellen. Dieser Mensch glaubt in einer dogmatischen Form an Islam oder an Christentum oder an Judentum, oder aber an irgendeinen Glauben. In Wesen seines Glaubens befindet sich jedoch keine Beweiskraft, um dadurch ihn verstandesmäßig und logisch zu verteidigen. Eine Differenz wird zwischen dem theoretischen und praktischen Glauben verwirklicht, wenn der theoretische Glaube dem praktischen Glauben nicht entspricht; der Grund dafür besteht darin, dass der Glaube nicht argumentativ und verstandesmäßig erfasst wurde.
Der heilige Koran macht die Menschen auf dieses wichtige Thema aufmerksam, als der Prophet (s) den Menschen die Koranverse übermittelte, die ihm vom Gabriel (Gottes Engel) hinabgesandt wurde. Die Mehrheit von diesen Menschen dachten, dass sie an den Koran von ihrem ganzen Herzen glaubten, als er von ihm (s) berichtet wurde.
» وَقَالَ الرَّسُولُ ياَ رَبِّ إِنَّ قَوْمِي اتَّخَذُوا هَذَا القُْرْآنَ مَهْجُورًا «
„Und der Gesandte sagt: O mein Herr, mein Volk mied diesen Koran unter Missachtung.“ [Sure Furqān 25/30]
Sie glauben theoretisch an den Koran und weihen ihn, aber praktisch befolgen sie ihn nicht. Dies ist die Lage unserer Gesellschaft in heutiger Zeit. Folglich wurde der Koran bei ihnen unter Missachtung gemieden. Wehe der Gemeinschaft der Muslime, dass sie an das glauben, was sie nicht praktisch praktizieren. Diesbezüglich erhebt sich hier die Frage, ob es im Koran einen Nachteil oder einen Makel gibt, der nicht vertretbar ist?
Der Koran selbst behauptet etwas Anderes:
» إنّ هَذَا القُْرْآنَ يِهْدِي للَِّتِي هِيَ أَقْوَمُ «
„Gewiss, dieser Qurʾān leitet zu dem, was richtiger ist“. [Sure Asraʾ 17/9]
Das Wort „aqwam“ (richtiger) ist rational vertretbar, und wird durch Einwände oder Gegenargumente nicht schwankend. Dennoch erscheint hier eine Reihe der Fragen nach dem Koran und den Geheimnissen der Suren und der Verse.
Sind diese Wörter, die in den Versen und den Suren stehen, arabische Melodien, durch die Gott mit Seinem Propheten (s) gesprochen hat? D.h. waren Seine Angesprochene Araber?
Wurden die Buchstaben und Sätze, wie sie herab gesandt wurden, wiedergegeben?
War die Herabsendung dieser Wörter aus dem Himmel? Erhielt der Prophet (s) von Gabriel durch die Offenbarung diese Wörter oder lediglich die Melodien? Oder waren da weder Melodien noch Wörter, sondern waren sie eine Überlegung (fikra), zu der er durch Offenbarung inspiriert wurde. D.h. Gott, der Erhabene, inspirierte nur diese Überlegung im Herzen des Propheten (s) und überlässt ihm die Übermittlung dieser Überlegung ohne irgendeines Wort, da die Sprache des Propheten (s) arabisch war und nicht die Sprache Gottes, des Erhabenen. Demzufolge besitzt Gott keine Sprache, da die Sprache von Menschen geschaffen wurde. Besteht der Koran aus diesen Sätzen und Wörtern, die sich im Koran mit der arabischen Sprache befinden? Wenn die Sprache des Korans arabisch ist und so den Propheten (s) herab gesandt wurde, wobei er weder schreiben noch lesen konnte, kann der Koran aus dieser Sicht Verteidigungsfähig sein? Diese koranisch- theologische Frage wurde heftig von Theologen und moslemischen Gelehrten diskutiert. Wenn wir den Koran als grundlegende, ernsthafte und unveränderliche Überlegung akzeptieren, dann kann er nicht an unsere Vernunft anlehnen, da sie alleine nicht die Gebote und Gesetze des
Korans erreichen kann.
Mithin ist die Menschen auf Hinweise und Gebote des Korans angewiesen.
«كَمَا أَرْسَلْنَا فِيكُمْ رَسُولاً مِّنكُمْ يَتْلُو عَلَيْكُمْ آيَاتِنَا وَيُزَكِّيكُمْ وَيُعَلِّمُكُمُ الْكِتَابَ وَالْحِكْمَةَ وَيُعَلِّمُكُم مَّا لَمْ تَكُونُواْ تَعْلَمُونَ«
„So, wie wir zu euch einen Gesandten von euch geschickt haben, der euch Unsere Worte verliest und euch läutert und euch die Schrift und die Wahrheit lehrt, was ihr nicht wusstet„ [Sure al-Baqara 2/151].
Ist die Wörter des Koran einen Wunder, insofern es keinem möglich ist, etwa wie ihn herzubringen?
Infolgedessen sind die Reden, die sich im Koran befinden, tatsächlich nicht kompliziert, sondern einfach. Also, was bedeutet denn, dass diese Wörter und Reden ein Wunder sind?
» قُلْ هَلْ يسَْتَوِي الذَِّينَ يعَْلَمُونَ وَالذَِّينَ يعَْلَمُونَ «
„Sag: Sind etwa diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, gleich?“ [Sure az-Zumar 39/9].
Dieser Vers weist darauf hin, dass das Wissen besser als Unwissend ist. Nun stellt sich die Frage, ob diese Wörter und Reden so schwierig sind, dass kein Mensch dazu fähig ist, Ihresgleichen herzubringen. All diese neuen Fragen richten an uns direkt, und wir sind deshalb verpflichtet, darauf zu antworten. In diesem Punkt halten wir an und kehren auf die westliche Geschichte zurück, um argumentativ auf die Philosophie solcher Fragestellungen einzugehen. Zugleich wird erklärt, woher mit diesen Fragen ernsthaft begonnen wurde?
In diesem Zusammenhang denken manche Gebildeten und Intelligenzen, dass sie selbst der Schöpfer der Offenbarung sind und diese Fragestellungen wirklich neu sind. Jedoch wurden solche Fragen seit der Entsendung des Korans aufgeworfen. Als der Prophet (s) die Verse des Korans, die er durch die Offenbarung erhielt, den Menschen übermittelt hat, begegnete er solchen Fragestellungen in der Gesellschaft.
Solche Fragen kamen auch im Westen in einer klaren Form vor der konfliktreichen Zeit der Renaissance zur Sprache und erstreckten sich über diese Zeit.133
Innerlich gesehen sind solche Fragestellungen sehr nützlich, wenn sie grundsätzlich aufgeworfen werden, da sie die Muslime zur geistigen Entwicklung führen können; ansonsten bringen sie mit sich das, was der Westen herbeiführt. Im Okzident wurde durch solche Fragestellung versucht, der Ursprung des himmlischen Buchs (Bibel) menschlich dargestellt zu werden. Der Grund für eine solche Darstellung liegt darin, dass sie das Buch rezensieren wollten, und wenn das heilige Buch Gott entstammt hätte, dann könnte es niemand kritisieren und dagegen einen Einwand erheben. Folglich hatten sie von dieser Fragestellung die Absicht, dass die Menschen glauben, dass das heilige Buch von Menschen vorgeschrieben wurde, wobei es absurd ist. Es gelang ihnen jedoch, die Gemeinschaften zu überzeugen, dass sie den Schöpfer als Mensch betrachten; so wurde das Buch vernachlässigt und außer Acht gelassen.
Sie bezeichnen sich als die Leute der Wissenschaft und der Technologie, denn sie sind dazu fähig, die Aufforderungen des alltäglichen Lebens der Menschen zu gewährleisten. Sie sind diejenigen, die sich für die Bedürfnisse und Neigungen des Menschen einsetzen. All das, was Dieser Herr den Menschen widmen könnte, bieten diese Leute auch den Menschen an. Sie verwirklichen die Grade der jenseitigen Belohnung, wie sie im Paradies sind, im diesseitigen Leben. All diese Fragen beeinflussen die Muslime, so wie sie auf die westliche Geschichte einwirkte. Der Sinn dieses Wortes weist auf das Bedürfnis nach Rückkehr an den Koran hin, und diese Rückkehr muss Bewusstsein und vertretbar sein, indem kein heiliges Ding dazwischen den Menschen hindert, ihre Frage zu stellen. Somit muss man alle Fragen, die in wissenschaftlichen Gemeinden und bei den Gelehrten diskutierbar sind, zur Diskussion stellen und dabei vernünftige Antwort zu erhalten. Infolgedessen kann das folgende Argument, dass der Koran ein heiliges Buch ist und uns vom Himmel entsendet wurde, keinen überzeugenden Grund in diesem Zusammenhang darstellen. Also muss man die Gelegenheit ergreifen, um die überzeugenden, rationalen und akzeptablen Antworten auf die Fragen zu gewinnen. Im Okzident war eine lange Zeit, in der das heilige Buch (die Bibel), die Kirche und Gott, der Erhabene, die Gesellschaft in einer ganzheitlichen Form beherrschten und den Weg der Gemeinde festlegten. Zugleich lassen die Gläubige die Macht Gottes über alle politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte ausgeübt werden. Das, was daraus resultiert wurde, führte dazu, dass das heilige Buch in der Gesellschaft über keine Wirkung und keine Geltung verfügt; mit anderen Worten wurde Es zurückgezogen verlassen, indem weder seine Leute Es kennen, noch Es seine Leute kennt. Der folgende Vers berichtet die Aussage des Propheten (s) im Koran, als er sagte:
» وَقَالَ الرَّسُولُ ياَ رَبِّ إِنَّ قَوْمِي اتَّخَذُوا هَذَا القُْرْآنَ مَهْجُورًا «
„Und der Gesandte sagt: O mein Herr, mein Volk mied diesen Koran unter Missachtung.“ [Sure Furqān 25/30]
Somit sagt der Prophet (s): O mein Herr, ich übermittelte ihnen Dein Buch und Deine Einladung, aber sie machten von diesem Buch ein Götzenbild, das sie nur verehren und sich aber nicht bemühen, es zu kennen und seine Handlung dementsprechend zu verrichten. So dient der Koran ihnen, jedoch dienen sie nicht dem Koran, so wie der Koran darauf hinweist:
«نحَْنُ نقَُصُّ عَلَيْكَ أَحْسَنَ القَْصَصِ بَِما أَوْحَيْنَا إلِيَْكَ هَذَا القُْرْآنَ وَإنِ كُنتَ مِن قَبْلهِِ لَمِنَ الغَْافِلِينَ»
„Wir berichten dir die schönsten Geschichten dadurch, dass wir dir diesen Koran (als Offenbarung) eingegeben haben, obgleich du zuvor wahrlich zu den Unachtsamen gehörtest.“ [Sure Yūsuf 12/3]
Dies ist der Ausgangspunkt der Überlegung und des Nachdenken über die Aspekte des Themas, um dadurch die hinreichende Antwort zu erreichen. Während dieser Überlegung vertieft sich das Interesse am Koran, indem sich dieses Interesse positiv auf die Aktivitäten im praktischen Leben auswirkt.
Bevor diese Diskussion fortgesetzt wird, muss für die Vermeidung eines Missverständnisses auf einen bedeutsamen Punkt hingedeutet werden. Dieser Punkt ist, dass manche der Ansicht sind, dass ein konstruktiver Zweifel an unserem Verständnis um die Religion, Vorschriften und den Koran richtet. Der Zweifel an der Religion, dem Koran und den islamischen Rechtssprüchen besitzt jedoch keine Geltung und keinen Sinn. Selbstverständlich tritt ein solches Problem für diejenigen auf, die die islamische Religion, den Koran und das offenbarte Gesetz des Islam für heilig halten und sagen, dass wir entweder an die islamische Religion und das offenbarte Gesetz glauben oder nicht. In beiden Fällen gibt es keine Gelegenheit, um zu zweifeln. Wenn wir gläubig sind, dann akzeptieren wir das offenbarte Gesetz dieser Religion und halten praktisch daran fest. Oder aber sind wir völlig ungläubig und dagegen, so befindet sich hier kein Anlass zum Zweifel. In Wirklichkeit sind die Mehrheit der islamischen Gelehrten der gleichen Meinung und sagen, dass der Zweifel hässlich und abstoßend ist und es kein Anlass dazu besteht. Diese Behauptungen scheinen zunächst unproblematisch und recht, sie liefern jedoch eine falsche Botschaft.
Der Autor dieser Schrift hat in seinem Buch Prolegomena zur Aufklärung und Autorität234auf diese Frage geantwortet und seine Meinung in Bezug auf diese Denkweise erörtert. Er hält diese Denkweise für unlogisch und inakzeptabel, weil solch ein Zweifel, von dem einige reden, nicht als konstruktiver Zweifel betrachtet wird. Somit gibt es für einen solchen Zweifel keine wirkliche Existenz, geschweige denn, dass er konstruktive oder destruktiv ist. Angesicht dessen, dass ein solcher Zweifel unvorstellbar ist, wie man ihn als konstruktive oder destruktiv bezeichnen kann.
Die Existenz eines solchen Zweifels gründet sich auf die Identifizierung des Problems, indem zum einen der Zusammenhang zwischen der Gewissheit und des Glaubens erklärt und definiert werden, und zum anderen erkannt werden muss. Nun erhebt sich die Frage, welcher von den beiden geht dem anderen voran? Und welcher von ihnen ist die Folge des Anderen?
Wenn wir sagen, dass die Erkenntnis ein Resultat der Gewissheit und des Glaubens darstellt, in dem Sinne, dass der Mensch durch die Gewissheit zur Kenntnis gelangt, erweist sich diese Diskussion in ihre Behauptung nicht als nützlich. Folglich sagt derjenige, der den Glaubensbekenntnis und die Überzeugung als zwei einleitende Voraussetzungen der Erkenntnis ansieht, in der Tat in einem Fall: 1.
Entweder entstehen der Glaube und die Überzeugung in illuminativer Weise schlechthin, und dies Bedeutet, dass die Gewissheit und der Glaube für die Menschen ohne irgendeine Voraussetzung oder Argumente in der illuminativen Form vorhanden sind. Die Leute, die diesen Gedanke in der Gesellschaft vertreten, halten sich an diese Denkweise fest. Der Rechtsgelehrte, dem Gott seine Wohltaten der Beleuchtung erweist, ist fähig, die islamischen Kontexte zu verstehen und zu argumentieren. Denjenigen, denen diese Wohltaten entzogen sind, kommen keine Argumentation und keine Ablehnung zu. Deshalb sind sie verpflichtet, (den Rechtsgelehrten) dem Verstand nach zuzuhören und zu folgen. Aber bedauerlicherweise gibt es viele Menschen, die ihnen folgen und ihre Denkweise vertreten, ohne dass sie über ihre Rechtsgutachten überlegen und sich in sie vertiefen.
2. Oder der Glaube und die Gewissheit werden der Erkenntnis vorgezogen,335 da der Glaube und die Überzeugung zwingend sind und deshalb außer dem Willen des Menschen stehen. Oder aber der Glaube und die Überzeugung über den Verstand und jegliche Argumentation hinausgehen. Die letzte Behauptung besitzt keinen logischen Sinn.
Rezensenten zogen das Thema aus verschiedenen Aspekten in Betracht, damit das Thema kritisch und genau hinterfragt wird. Der Autor dieser Schrift fasst auf, dass sich diejenigen, die den Glaube und die Gewissheit der Erkenntnis Vorrang geben, in der Tat unter den Anhängern jeder himmlischer Religionen befinden. Sie gelten sich als Ausgewählte Gottes, d.h. Gott wählt sie aufgrund ihrer Eigenschaften und Unterscheidungsmerkmale aus und unterscheidet sie von den anderen Menschen. Das ist tatsächlich eine sinnlose Denkweise, die von manchen Anhängern der Religionen vertreten wird. In allen Fällen, wenn man seinen Blick auf diese Denkweise — dass der Glaube und die Gewissheit der Kenntnis vorangehen —, wirft, findet man ihre Schwächen. Dennoch ist dieser Gedanke üblich und verbreitet unter manchen Gelehrten.
Der Autor sagt aber in Anlehnung an die Koranverse und die Überlieferungen und an das, was unsere Vernunft versteht, dass die Gläubige entweder nicht in den menschlichen Gemeinden nicht weiter leben wollen oder weiter leben wollen. Im zweiten Fall müssen sie akzeptieren, dass der Glaube und die Überzeugung für die anderen plausibel und verstehbar sein müssen, indem sie rational beweisbar und Argumentationsfähig sind. Der Glaube allein reicht nicht aus, sondern ihre ganzen Glaubenssäulen und ihre Überzeugung vom einzigen Gott und seinem herabgesandten Buch müssen begründbar und argumentativ sein.
Die Realität enthüllt uns das Hauptproblem bei manchen konservativen Muslimen, die einen wichtigen Punkt des Glaubens missachten und zwar, dass sie anstatt an die Glaubenslehre, wie Einzigkeit Gottes, Prophetentum oder Wiederauferstehung, zweifeln, an die Pflichtenlehre, zweifeln. Die Stellung des Menschen erfordert, dass sie an die Glaubensbekenntnisse zweifeln, da die Nachahmung der Glaubensbekenntnisse verboten ist. Mit anderen Worten ist der Glaube an ein dogmatisches Prinzip der Prinzipien ohne Überlegung, Nachdenken und intellektuale Schlussfolgerung verboten. Es besteht deshalb keine Gelegenheit für die Akzeptanz dieser Denkweise, dass der Glaube und die Überzeugung der Kenntnis Vorrang haben. Derjenige, der sagt, dass die Überzeugung und der Glaube die Folge der Erkenntnis ist, muss er die Modalität der Erkenntnis und ihre Regeln wissen, d.h. das Argumentieren, Ablehnung, Akzeptanz und rationale Rechtfertigung. Diese wichtige Einführung, die ich bereits erwähnt habe, öffnet die Türen der Verwirrung, deshalb muss ein dadurch hervorgerufenes Missverständnis gehindert werden.
Nun kehren wir auf unser Thema und diesbezüglich wichtige Frage wieder zurück, ob der Koran mit seinen gesamten Buchstaben, Wörtern und Details vom Gottes dem Propheten (s) herab gesandt wurde? Oder aber, der Aussage einiger nach, schrieb Gott ein Buch namens Mohammad (s), und er (s) schrieb ein Buch namens Koran!! Welche von den beiden Annahmen zutreffend ist, muss man sie beweisen. Ist die Bedeutung dieser Aussage – der Koran stammt vom Gott -, dass der Koran von dem Propheten (s) Gott zugeschrieben wird? D.h. Gott pflanzt einen reinen Baum namens Mohammad. Dieser Baum trägt die Früchte während der Zulassung von seinem Herrn.
Mit anderen Worten steht der Prophet in der Kette der Ursachen des Korans, indem er ihm (s) entsendet wurde und er (s) ihn uns übermittelte; jedoch wurde der Koran nicht direkt seitens Gottes verwirklicht. Wir sind daher verpflichtet, zu schildern, in welcher Art und Weise er (s) in der Kette der Ursachen des Korans steht.
Es ist selbstverständlich, während die Menschen manche Verse verstehen wollten, begegneten sie demselben Problem bei ihrem Verständnis, d.h. es gibt da ein Bauer, der sich diesen Ackerbau zuschreibt. Also, wie soll diese Zuschreibung sein? In diesem Zusammenhang sagt Gott:
» أَأَنُمتْ تزْرَعُونهَُ أَمْ نحَْنُ الزَّارِعُونَ «
„Seid ihr es etwa, die es wachsen lassen, oder sind nicht doch wir es, die wachsen lassen?“ [Sure al- Wāqiʿa 56/64]
Oder in einem anderen Vers sagt Gott:
»… وَمَا رَمَيْتَ إِذْ رَمَيْتَ وَلكَِنَّ اللّهَ رَمَى …«
„… Und nicht du hast geworfen, als du geworfen hast, sondern Allah hat geworfen …“ [Sure al-Anfāl 8/17].
Nun erhebt sich die Frage, ob Mohammad (s) da war oder nicht? Hat er geworfen oder nicht? Falls er (s) geworfen hat, wie er geworfen hat?
In welcher Art und Weise wird der Koran Gott zugeschrieben, und welche Beziehung hat der Koran mit dem Prophet (s)?
Wie ist die Stellung der Koran und des Propheten (s). Welcher von den beiden hat die Priorität und Welcher hat die Posteriorität?
Ist der Prophet (s) die Folge des Korans, oder ist der Koran die Folge des Propheten (s)?
Auf diese Fragen muss detailliert und rational geantwortet werden.
Wir haben wohl gehört, dass Gott, der Erhabene, die koranischen Verse durch die Offenbarung und mittels des Gabriels auf das Herz des Propheten Mohammad (s) herabsendete und dadurch öffnet sich die Tür der neuen Fragestellungen wie folgt:
Wo ist der Gabriel (Ğibrāʾīl)?
Ist die Akzeptanz der Vermittlerrolle des Gabriels eine rationale Akzeptanz?
Müsste der Prophet (s) die Mittelsperson zwischen Gott und Gabriel sein? Oder aber müsste der Gabriel der Vermittler zwischen Mohamad (s) und Gott, dem Erhabenen, sein?
Der Prophet besitzt eine beachtete Position und eine ausgezeichnete Stellung bei Gott, insofern als er (s), entsprechend einem Hadīṯ al-qudsī, in dem Gott selbst redet, als Innere des Universum angesehen wird:
„خلقتك لي وخلقت الافلاك لأجلك”
D.h. „ich habe dich für mich geschaffen und die Himmelssphären deinetwegen.“
„لولاك لولاك ما خلقت الافلاك”
D.h. „wenn Du nicht gewesen wäre, … wenn Du nicht gewesen wäre436, wurde ich die Himmelssphären nicht geschaffen.“
Unter Berücksichtigung der bereits erwähnten Erklärungen erhebt sich die Frage, wie der Gabriel die Rolle eines Vermittlers zwischen dem Propheten (s) und Gott, dem Erhabenen, spielen kann? Diese Fragestellungen werden an uns gerichtet, und wir schließen uns entweder an diejenigen an, die den Gegenstand des Glaubens und der Überzeugung über solche Themen hinaus sehen, oder aber müssen wir dieses Thema genau hinterfragen, um zu wissen, ob Mohammad (s) eine Vermittlerperson zwischen Gott und dem Gabriel war oder umgekehrt? Laut meinem Verständnis und meiner persönlichen Vorstellung von der prophetischen Stellung (s) muss es umgekehrt sein. Welch ein großer Unterschied besteht zwischen der Position des Propheten (s) und dem Gabriel! Unser Versuch und unser Zweifel an der Eigenart unseres Verständnisses um die Religion, die Scharia und den Koran unterstützt uns, dass wir die Religion, den Koran und die Scharia rational erwerben und dadurch zum Islam und zur lebendigen Scharia sowie zum präsenten Koran geführt werden, jedoch nicht zur Verlassenheit. Der Hauptgrund für die Verlassenheit des Korans im Leben der Muslime liegt sowohl in der Unklarheit der gestellten Fragen, die an den religiösen Menschen gerichtet werden, und als auch in denjenigen, die die anderen zum Vorbild nehmen und ihnen nacheifern. So erklären sie sich als gläubig, ohne zu wissen wie! Ebenso betrachten sie sich als die Leute der Gewissheit, jedoch ohne zu wissen, woher diese Gewissheit kommt! Der fehlende Zugang zum Glauben im menschlichen Leben zeigt seine Einwirkung, wenn man mit Problemen konfrontiert. Er fühlt sich, in seine Fragen eingeschlossen zu sein. Angesicht dessen dass er keine Antwort auf seine Fragen oder keine Lösung dafür findet, bleibt er schweigend in den innerlichen Vergleichungen still. Deshalb verfügt sein Glaubensinhalt über keinen Wert. Man sieht insbesondere ganz offenbar die neue muslimische Generation, der die wirkliche Erkenntnis über ihre Glauben und Überzeugungen entzogen ist, dass sie innerlich und schweigend beurteilt, dass der Islam und die Glaubensinhalte der Muslime nicht verteidigungsfähig sind, deswegen muss man davon vermeiden.
In vergangenen Jahren wurden die Muslimen mit diesem Problem nicht so heftig wie in der heutigen Zeit konfrontiert. In der Gegenwart sind sie durch die Medien, wie Fernsehen, und die elektronischen Netze, wie Computer, mehr informiert und dabei begegnen sie vielen Fragen, die durch verschiedene Netze gestellt werden, wobei sie nicht genug hinterfragt und keine überzeugende Antwort darauf gegeben werden. Dies hat zur Folge, dass diese Generation zwischen dem, was wahr und richtig ist, und dem, was unwahr und falsch ist, nicht unterscheiden kann.
Sie vergleicht zwischen dem, was in der Gesellschaft benachrichtigt wird und dem, was sie in ihrem privaten Leben mit ihren Eltern oder mit den Leuten in der Moschee oder aber in der Schule erlebt. Aus dieser Vergleichung leitet notwendigerweise keine Schlussfolgerung ab, dass diese Generation für die Lösung ihrer religiösen Probleme Zeit investiert, um darüber zu recherchieren, oder mit ihren Eltern zu diskutieren. Vielmehr fällt sie schweigend und still ein Urteil, auf dessen Basis sie einen Weg zum Leben auswählt und versucht, sich von denjenigen zu entfernen, die über die jenseitige Strafe und Belohnung reden und dennoch ihre Reden und Aussagen keinen Einfluss auf ihr praktisches Leben haben. Neben solcher Art der Gläubigen schaut sie die Leute an, die kein Wort über diese Angelegenheiten sprechen, trotzdem weder lügen noch keine verbotene Tat begehen, selbst wenn sie dazu gezwungen werden.
Die gegenwärtige Zeit stellt eine merkwürdige Zeit dar, da man in gestriger Zeit diese Fragestellungen und Zweifeln als Etwas Teuflisches und Fremdes bezeichnet. Heute kommen sie jedoch praktisch zur Sprache und werden rezensiert. Also muss man dadurch auf die gestellten Fragen antworten, ansonsten gerät man in noch schwierige und komplexe Fragen hinein Es ist vonnöten, auf die Wege und Prinzipien hingewiesen zu werden, die man während seiner Forschung über das Thema „Zweifel“ gebraucht, um dadurch sein Ziel zu erreichen.
Nun sagen wir, dass es dem Menschen zulässig ist, dass er an den islamischen Kenntnissen, an dem Anfang und dem Ende des Islam sowie an religiös-unbestrittenen Wahrheiten des Islam zweifelt. Dieser Zweifel braucht eine bestimmte Fähigkeit und dies bedeutet nicht, dass jeder Mensch notwendigerweise diese Fähigkeit besitzt, da der Eintritt des Menschen in Zweifelsfälle wissenschaftlich sein muss. Ein Eintritt, der einen Anfang und ein Ende besitzt. Mit anderen Worten muss er einen erfolgreichen Eintritt haben, jedoch keinen blinden.
Der Autor vergleicht den Zweifel mit einer Person, die ein bestimmtes Projekt entwirft und fest daran glaubt. Sie gibt deshalb den Menschen davon Erkenntnis und daraufhin eröffnet sie ihren Entwurf. Aber nach dem Verlauf einiger Jahre bemerkt sie, dass ihr Projekt kein Ende hat, daher sie an ihrem Projekt zweifelt.
Dieser Zweifel lädt sie ein, die Schwäche und Lücken in ihrem Projekt zu berücksichtigen und darauf Acht zu nehmen. Solch ein Zweifel kann als konstruktiver und erfolgreicher Zweifel bezeichnet werden; andernfalls wird ihr Projekt zum Scheitern und zur Zeitverschwendung geführt. Solch dieser Zustand betrifft viele Direktoren und Leiter, die sich vorstellen, zum Entwurf der Projekte leistungsfähig zu sein. So sehen ihre Projekte im ersten Blick sehr gut aus, aber sie sind nicht imstande, ihre Projekte zu realisieren. Der Grund dafür besteht darin, dass sie statt ihr Vermögen und ihre Fähigkeiten in Frage stellen, zweifeln sie an ihrem Projekt.
An dieser Stelle führt der Autor ein weiteres Beispiel für die Verdeutlichung des Gegenstandes an. Ein Ingenieur liegt ein Projekt vor, durch das er die Wasserversorgung in einer Stadt vermehren möchte. Zu diesem Zweck baute er einen Staudamm auf, welcher einige Milliarden kostete. Nach dem Aufbau des Staudamms sucht er nach dem Wasser, wobei der Staudamm nur ein Mittel für Wassergewinnung ist. So bleibt die Stadt ohne Wasser.
An dieser Stelle weist der Autor auf zwei Arten des Zweifels hin:
1) Der wahre Zweifel; 2) Der unwahre Zweifel, der als Zweifel vermeint ist. Zwischen dem wahren und dem unwahren Zweifel steht ein großer Unterschied. Nachfolgend werden die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden erläutert:
1. Wenn der Zweifel wahr ist, widmet er dem Zweifelnden einen Weg, welcher dem unwahren Zweifelnden beraubt ist. Jeder Mensch begeht einen bestimmten Weg, welcher zuweilen einen Makel besitzt. Wenn der Mensch vom unwahren Zweifel betroffen ist, dann entzieht er ihm den Weg, welcher nicht perfekt ist. Im Gegenteil dazu zeigt der wahre Zweifel einen klaren Weg.
2. Der wahre Zweifel bewegt die Menschen, während der unwahre Zweifel ihre Bewegung einstellt. Manche Leute graten seit ihrer Geburt bis zu ihrem Tod in den unwahren Zweifel hinein, wie ein Meer ohne Welle oder sogar ohne Wasser schlechthin.
Infolgedessen leitet der wahre Zweifel Menschen nach vorne, jedoch nicht nach hinten. Der Zweifel, der die Menschen nach hinten lenkt, ist teuflisch. Dies kann man als Maßstab für die Identifizierung der Zweifelsart betrachten, und deshalb soll er nicht missachtet werden, da hinter dem unwahren Zweifel Unklarheiten und Abweichungen stehen. Der konstruktive Zweifel hingegen steuert die Menschen in ihre erhabene Ziele, die über ihren Wunsch hinausgeht.
3. Der wahre Zweifel bringt den Zweifler zum Ziel, im Gegensatz dazu bringt der unwahre Zweifel den Zweifler von seinem Ziel ab. Der konstruktive Zweifel lädt die Menschen zur Aktivität ein, jedoch nicht zur Passivität. Er erregt sie, ans überragende Ziel zu gelangen. In der Geschichte der Menschheit findet man keine erfolgreiche Person in einem wissenschaftlichen Gebiet oder in einer anderen Angelegenheit, dass ihr Erfolg an einer Art des Zweifels gebunden war. Je tiefer und präziser ein Zweifel ist, desto großer ist der Erfolg und das Glück des Zweifelnden.
Wie schon erwähnt, erlaubt der Koran diese Art des Zweifels, wo Gott, der Erhabene, vom Zweifel redet:
» أفی اللّهِ شَكٌّ فَاطِرِ السَّمَاوَاتِ وَالأَرْضِ «
„Gibt es denn einen Zweifel über Allah, den Erschaffer der Himmel und der Erde [Sure Ibrāhīm 14/10].
Der Vers weist darauf hin, dass es einen sicheren Punkt gibt, zu dem Gott die Zweifelnden, die die Gewissheit nicht erreicht haben, führt. Dieser sichere Punkt hilft den Zweifelnden, die Sachen tief und exakt zu verstehen und dadurch mit Gott, dem Erhabenen, zu verbinden. Ein leitender Zweifel präsentiert sich gut und konstruktiv, so wie der abhaltende Zweifel eine destruktive Rolle im Leben des Zweifelnden spielt.
In Wirklichkeit des Lebens befinden sich viele Muster, die die Qualität des Zweifels beschreiben. Z.B. es gibt die Leute, die den Menschen zur Trennung aufrufen, wobei ihre Aussagen den mystischen Anschein haben. Sie denken, dass viele Menschen zur Trennung neigen als zur Verknüpfung. Sie schildern ebenso die Armut, als ob sich die Menschen die Armut mehr als Reichtum wünschten. Sie lehnen an manche Überlieferungen des Propheten (s), um ihre Aussage zu beweisen, wie z.B.“ الفقر فخري „ Die Armut ist meine Ehre“. Entsprechend dieser Aussage des Propheten (s) finden alle islamischen Länder ihre Armut ausgezeichnet, obwohl der Prophet (s) davon keine materielle Armut meinte. Dieser Gedanke hat seinen Ursprung darin, dass diese Menschen und auch manche Gelehrte die Welt für nichtig und das Jenseits für wahr halten. Somit genügt die Anlehnung an die äußeren Sinne der Überlieferungen, dass man den Unterschied zwischen dem Verständnis des Islam und dem Verständnis der Irrende bemerkt. Aus dieser Art des Kommentars und der Darstellung des Islam lassen sich der Grund der Rückwärtsbewegung in solcher Gesellschaft sowie die Unfähigkeit zur Verwaltung ihrer Angelegenheiten schlussfolgern. Im Grunde genommen legt der Islam keinen Wert auf die Armut und die Trennung, da die beiden keine affirmative Sache darstellen.
Die wirtschaftliche Armut, die sich in den Gesellschaften befindet, besitzt in der Tat einen Ursprung und einen Wurzel. Ihr Ursprung liegt in der geistigen Armut der Gesellschaften und in dem falschen Verständnis der Religion und des Islam. Der Mensch, der wenig denkt und überlegt, versteht von dem Wort der Armut in der Aussage des Propheten (s) — „ الفقر فخري ” —, eine andere Art der Armut als das, was er (s) davon meinte. Er (s) wollte in der Tat seine Bedürftigkeit nach Gott und seine Abhängigkeit vom Gott zum Ausdruck bringen, jedoch nicht eine wirtschaftliche Armut. Ein klarer Hinweis darauf steht in einer weiteren Aussage des Propheten (s): „ كاد الفقر ان يكون كفرا ” d.h. die Armut führt (Menschen) zum Unglaube.
Wenn jemand im Zweifel gerät, dessen Inhalt die Menschen zur Armut, zum Stillstand, zur Bewegungslosigkeit und zur Rückwärtsbewegung aufruft, dann gilt er als kein wahrer Zweifel. 4. Der letzte Unterschied zwischen dem wahren und unwahren Zweifel besteht darin, dass der wahre Zweifel den Zweifler zur Bewegung einlädt und auch dazu, dass er sich nicht mi dem begnügt, was er schon erwarb; vielmehr muss er entweder seine vorherigen Kenntnisse verbessern, oder aber seinen Gedanke neu auf richtigen Grundlagen aufbauen. Im Gegensatz dazu verhält sich der unwahre Zweifel.
Mitunter ist der Zweifel tief, indem er sich auf alle Details des vorhandenen Zustandes bezieht, deshalb ist eine Verbesserung oder Vervollständigung des vorhandenen Glaubens nicht möglich. In diesem Fall muss man seinen Gedanken ganz neu aufbauen und die vorherigen Glauben zur Seite stellen.
Manche kulturellen Gedanken und die meisten Vorstellungen des Menschen über den Islam besitzen keinen Zusammenhang mit dem realen Islam. Sie tragen den Titel des „Islam“, wobei sie nicht dem Islam entstammen.
Die Untersuchung dieser Angelegenheiten verlangt die Aufforderungen und Voraussetzungen, von denen die Tapferkeit zu erwähnen ist. Der Mensch, der seine Gedanken und Glauben irrational und unvertretbar findet, muss genug mutig sein, nochmals in seine Gedanken Einsicht zu nehmen, damit er das, was falsch ist, von dem, was richtig ist, unterscheidet und sich seinen Gedanken aufs neu entwickeln lässt.
Die weitere Voraussetzung ist die Geduld und die nötige Zeitaufwendung für die Überlegung sowie ein gedankliches Konstruieren. Somit reicht die Tapferkeit alleine zu diesem Zweck nicht aus, vielmehr muss man dabei aufmerksam und achtsam sein, um seinen Gedanken auf vernünftige Grundlagen zu basieren. Mithin kann man in seinem privaten und sozialen Leben als aktiver Muslim leben und nicht als passiver.
- Wir schauen zu jener Zeit eine schmerzhafte Geschichte im Westen an, da damals jede Fragestellung in Bezug auf die Religion als Einwand gegen die religiöse Überzeugung angesehen wurde. Wie die Historiker auch berichteten, wurde mit Intellektuellen und Wissenschaftlern schlecht behandelt und zum Teil boykottiert. Diese Begegnung führte zur Vorbereitung des Konfliktes zwischen dem Wissen und der Religion. Fast alle wissen, wer diesbezüglich gewonnen hat und wer gescheitert und zurückgezogen ist.
- Mohammad Razavirad: Prolegomena zur Aufklärung und Autorität, Ergründung und Nachahmung im Islam, Verlag: Traugott Bautz, 2004.
- Es ist bemerkenswert, dass die einzige Stelle im Islam, an der ein Muslim zulässig ist, einen Rechtsgelehrten nachzuahmen, im Bereich islamischer Pflichtlehre und praktischer Rechtssprüche ist. In diesem Zusammenhang muss auf zwei Punkte geachtet werden: 1. Eine blinde und passive Nachahmung ist nicht erlaubt, da die Nachahmung aktiv und Bewusstsein sein muss. 2. Die Nachahmung ist nur formell erlaubt und nicht inhaltlich. Z.B. ein Rechtsgelehrter kann die Nachahmende sagen, wie sie beten oder seine Wallfahrt nach Mekka verrichten, aber sie können die Gelehrten nicht in Bezug auf die aufrichtige Intention beim Beten oder bei der Wallfahrt nach Mekka nachahmen. Diejenigen, die keine grundlegenden Kenntnisse über den Islam besitzen, denken, dass die Muslime in allen Bereichen des Islam die Rechtsgelehrte nachahmen sollen, wobei es nicht wahr ist. Entsprechend der Fatwa der gesamten Rechtsgelehrten ist die Nachahmung im Bereich der Glaubensbekenntnisse verboten.
- Hier gibt es einen wichtigen Punkt, auf den hingewiesen werden muss und zwar, dass der oben genannte Hadīṯ al-qudsī generell eine Andeutung über vollkomme Menschen (al-insān al-kāmil) macht.